Bis zu dem heutigen Tag warf mein Weg für andere immer wieder Fragen auf, da er doch alles andere als gewöhnlich scheint. Zudem möchte ich Dir gerne einen Einblick in mein Innerstes gewähren, so wie auch ich diesen Einblick stets bei meinen Klienten erhalten darf…
Ich stamme aus einer Familie mit zwei Kindern, meiner Schwester und mir. Zu Zeiten des Kindergartens und der Schule gehörte ich immer den Schüchternen an, was mir mein Leben nicht unbedingt erleichterte – Neues kennenzulernen war stets eine Hürde. In der Schule setzte sich dies fort. Ich fühlte mich bereits als Kind immer anders, immer reifer als die Anderen (auch körperlich), was mir ein unangenehmes Gefühl bescherte. Während meine Freundinnen ihre ersten Partner im selben Alter hatten, zog es mich mehr zu Männern und Freunden hin, die mir einige Jahre voraus hatten – nur so fühlte ich mich verstanden.
Es folgte eine Schulzeit, die ab der 7. Klasse zunehmend Richtung Null-Bock-Haltung tendierte. Zusätzlich machte mir das Umfeld zu schaffen – das alltägliche Mobbinggeschehen haftete schwerer an mir als an meinen Freundinnen. So kam es, dass ich in eine Depression hinein rutschte, mich von keinem verstanden fühlte und die Schule noch mehr schleifen ließ. Letztendlich führte das zum “Sitzenbleiben“ in der siebten Klasse, woraufhin ich mich für einen schulischen Wechsel entschied. An dieser Stelle muss ich bemerken, dass kein anderer für meine Umstände verantwortlich war – dies weiß ich heute, konnte ich damals jedoch nicht so sehen. Ich war ein Rebell, stets dafür dagegen zu sein und strahlte dies mit meiner Art, Kleidung und meinem Auftreten vollkommen aus. Ich interessierte mich für tiefgreifende Dinge, von denen sonst nicht unbedingt jeder etwas wissen wollte. Bereits mit 14 Jahren besuchte ich erste Familienaufstellungen und war von allem tiefsinnigen angetan. Es war also einiges anders als beim Durchschnitts-Teenager.
Somit wechselte ich ab der 8. Klasse die Schule, woraufhin ein Aufschwung folgte – ich schloss die Schule erfolgreich ab, ließ mich von etwaigen Problemen nicht klein kriegen. Anschließend beschloss ich die Mittlere Reife zu machen. Dies ging ganze 4-5 Monate gut, wonach ein weiterer Zusammensturz kam. Ich konnte keinen wesentlichen Grund nennen, doch fühlte ich mich stets unwohl, jeder Tag in der Schule löste Unbehagen aus, ich fühlte mich nirgends angekommen, ständig innerlich getrieben. Eines Tages brach all dies aus mir heraus und ich hatte während eines Vortrags in der Schule einen Zusammenbruch, woraufhin ich vom Unterricht befreit war. Fortan konnte oder wollte ich nicht mehr in die Schule gehen. Es fühlte sich an, als hätte ich diesen Kreislauf von „Die Schule muss sein“ zehn Jahre durchlaufen und jetzt kam all das in mir hoch, wozu ich mich immer gezwungen hatte. Bereits der Kindergarten sowie die Tagesmutter als Pflicht lösten in mir als Kind ein gewisses Unbehagen aus – ich hatte stets das Gefühl irgendwo hin zu müssen, obwohl ich am liebsten nirgends hin wollte.
Statt nach dem Zusammenbruch also wieder die Schule zu besuchen, folgte eine ganzheitliche Familientherapie, die viel erlöste. Trotzdem war ich entschieden nicht mehr zur Schule zu gehen und kämpfte nach wie vor mit meinen sozialen Defiziten. Während dieser Zeit näherte ich mich meinem heutigen Mann an, der stets für mich da war, obwohl er meine Art nie verstehen konnte. Ein gutes Jahr später, 2007, brachten wir unseren gemeinsamen und gewollten Sohn zur Welt. Für einige ein Schock angesichts unseres Alters (17 & 19) und den fehlenden Zukunftsperspektiven.
Kritik spornte mich jedoch schon immer an, so wie auch jegliches Missverständnis von außen an meinem Lebensweg sicher nur noch mehr dazu führte, dass ich es allen zeigen und mich festigen wollte. Unser erster Sohn löste viel in mir aus, sodass ich begann mich wieder zu öffnen. Während der Elternzeit mit ihm habe ich meine Selbstständigkeit begonnen, die ich anfangs selbst nicht allzu ernst nahm. Heute bin ich mehr als froh und dankbar diesen wertvollen Schritt gegangen zu sein. 2009 zogen wir und unser Sohn offiziell zusammen, im darauffolgenden Jahr kam unser zweiter Sohn zur Welt. Der Rebell in mir erfreute sich inzwischen daran, wenn andere stutzig schauten, sobald sie hörten: Unverheiratet, 2 Kinder, Frau ohne Ausbildung und im spirituellen Bereich selbstständig. In einem kleinen Dörfchen spricht sich so etwas schnell herum... Anfangs jedoch fiel es mir äußerst schwer zu meinem Weg zu stehen. Fragen wie „Was werden die anderen wohl denken, dass ich die Schule nicht weiter mache? Was werden sie sagen, dass wir uns so früh ein Kind gewünscht haben? Und wieso finde ich nie Anschluss“ haben mich regelmäßig zermürbt.
Seither sind einige Jahre vergangen und ich habe das Gefühl, dass jede dieser Phasen und Zeiten genauso war, wie sie sein sollte. Nur durch meine Kinder und meinen Partner habe ich mich so öffnen und meine Selbstständigkeit, die zugleich meine Berufung wurde, finden können. Auch heute bin ich kein perfekter Mensch, doch hat mich mein Weg dahin geführt andere mit ihren tiefgreifenden Problemen zu verstehen und zu erahnen, welche Impulse ihnen helfen um aus dieser Schwere heraus zu gelangen. Nach wie vor hänge ich mal hier und mal da an einem Thema oder einer Blockade, so wie jeder Mensch dies tut, doch gerade mit unseren Ecken und Kanten sind wir vollkommen.
Wir führen heute ein eigenständiges Leben mit Häuschen, Arbeit, Kind und Kegel wie jede andere Familie auch. Und dann denkt der innere Rebell sich immer „Jawoll, wir haben es geschafft“ ☺ und ich bin dabei nach wie vor bestrebt, die Dinge nicht so zu tun, wie die große und breite Masse sie tut - Individualität und zu dieser zu stehen ist der Schlüssel zu sich selbst.
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